Körperliche Betätigung - Wie lebt man länger?
Auch in Taiwan haben sich längst die Probleme der westlichen Gesellschaften eingestellt. Arbeit ist für die meisten nicht mehr mit körperlicher Belastung verbunden, sodass ein Ausgleich in der Freizeit nötig erscheint.
Dass 150 Minuten pro Woche etwas bringen, gilt als ausgemacht. Man könnte aber mehr Menschen zur Bewegung motivieren, wenn weniger auch etwas brächte. Zur Erkundung, wie weit sich die Belastungszeit herunterhandeln lässt, diente eine Kohorte von 416 175 Erwachsenen, die bei einer Gesundheitsorganisation registriert waren. Nach einem initialen Screening waren sie im Mittel für acht Jahre nachverfolgt worden.
Schon bei den Teilnehmern mit sparsamer Betätigung (15 min pro Tag) zeichnete sich eine Reduktion der Gesamtmortalität um 14% und eine Verlängerung der Lebenserwartung um drei Jahre ab. Jede weitere Steigerung derTrainingsintensität um 15 min pro Tag verminderte die Gesamtmortalität um weitere 4% und die Krebsmortalität um 1%. Das traf auf alle Altersgruppen, auf beide Geschlechter und auch auf Teilnehmer mit kardiovaskulären Risikofaktoren zu.
Der Arzt kann seinen Patienten die Botschaft mitgeben, dass 15 min Bewegung pro Tag oder 90 min pro Woche schon etwas bewirken. In dieser Studie konnte, anders als in kleineren, auch der Einfluss auf die Lebenserwartung quantifiziert werden. Das Argument, dass man länger lebt, dürfte für viele Menschen ein Anreiz sein, gegen ihre Bequemlichkeit anzugehen. AL
Wen CP et al.: Minimum amount of physical activity for reduced mortality and extended life expectancy: a prospective cohort study. Lancet 378 (2011) 1244-1253