Kreuzschmerz: Keine Injektionen/Infusionen mit Schmerzmitteln und/oder Glucocorticoiden
Die Vertragspartner - GKV und KVS - haben zur Steuerung der Arzneimittelversorgung und Erreichung der vereinbarten Ziele eine Ständige Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die die regionale Ausgabenentwicklung analysiert, die Verordnungsstrukturen bewertet und situationsbezogene Maßnahmen zur Einhaltung der vereinbarten Ziele vorschlägt.
Die Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz
(http://www.versorqungsleitlinien.ee/themen/kreuzschmerz/pdf/nvl kreuzschmerz_lanq.pdf).
ist Ende vergangenen Jahres erschienen. Dort wird festgehalten, dass es zurzeit keine Studien gibt, die die Wirksamkeit von intravenös und intramuskulär verabreichten Schmerzmitteln, Mischinfusionen (z. B. Schmerzmittel und Vitamin) oder Glucocorticoiden untersucht haben. Angesichts des großen Spektrums wirksamer oraler Arzneimittel ist es pharmakoloqisch nicht gerechtfertigt, Schmerzmittel für die Behandlung akuter oder chronischer Kreuzschmerz intravenös oder intramuskulär zu verabreichen.
Diese Aussage wird u. E. bei oiner Vielzahl von Behandlungen momentan noch nicht berücksichtigt.
Fachinformationen
Auch vor dem Hintergrund der Vorgaben der Fachinformationen für die parenterale Zubereitungen von z.B. Diclofenac möchten wir auf folgende Punkte aufmerksam machen:
- Keine relevante Wirkbeschleuniqunq:
Die Injektionslösung ist nur angezeigt, wenn ein besonders rascher Wirkungseintritt benötigt wird oder eine Einnahme bzw. die Gabe als Zäpfchen nicht möglich ist. Für Diclofenac ist die maximale Plasmakonzentration nur 5 Minuten früher als für dispersible Tabletten nachgewiesen.
Die Behandlung sollte hierbei in der Regel auch nur als einmalige Injektion zur Therapieeinleitung erfolgen.
- Sicherheitskriterien:
Wegen des möglichen Auftretens; von anaphylaktischen Reaktionen bis hin zum Schock sollte unter Bereithaltung eines funktionstüchtigen Notfallbestecks eine Beobachtungszeit von mindestens 1 Stunde nach Injektion von Diclofenac parenteral 75 mg eingehalten werden. Der Patient ist über den Sinn dieser Maßnahme aufzuklären. (< 1/10 000)
Anlage zu KVS-Aktuell 4/ 2011
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Hier sind folgende Gruppen nach der Fachinfo von Bedeutung:
Andere NSAR einschließlich Salicylate
Digoxin, Phenytoin, Lithium
Diuretika, ACE-Hemmer und Angiotensin-IIAntagonisten
Glucocorticoide
Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure und selektive Serotonin-
Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
Antikoagulantien
Methotrexat
Ciclosporin
Sulfonylharnstoffe
Probenecid und Sulfinpyrazon
Chinolon-Antibiotika
• Nebenwirkungen
Bei intramuskulärer Anwendung kann es an der Injektionsstelle häufig zu lokalen Nebenwirkungen (brennendes Gefühl) oder Gewebeschiäden wie sterile Abszessbildung, Fettgewebs- und Hautnekrosen (Embolia cutis medicamentosa) kommen(1/10-100).
Die hier beispielhaft für Diclofenac genannten Punkte gelten auch für andere Mittel (z. B. Piroxicam) und sind dort in der Fachinfo aufgeführt.
Bitte berücksichtigen Sie die zahlreichen Einschränkungen hinsichtlich dieser Therapie im Sinne einer Qualitätsverbesserung. Auch vor dem Hintergrund haftungsrechtlicher Diskussionen sollten Injektionen wohlüberlegt sein.
Wirtschaftlichkeit:
Spritzen- oder Infusionen sind generell weder wirtschaftlich noch medizinisch sinnvoll. Wir sehen einen sinnvollen Einsatz von Injektionen nur dort, wo eine akute Schmerzsituation einen raschen Wirkeintritt erfordert. Hierbei sind, wie in dor Fachinfo vorgesehen, mögliche anaphylaktischen Reaktionen zu überwachen.
Zu guter letzt liegt auch im Hinblick auf den Preis der Vorte l deutlich bei der oralen Therapie. Zu Ihrer Unterstützung bei möglichen Gesprächen mit Patienten haben wir eine Kopiervorlage beigefügt.
Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie dies bei Ihrer Therapieentscheidung berücksichtigen und hoffen auf Ihre Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
AOK- Die Gesundheitskasse im Saarland
BKK Landesverband Rheinland-Pfalz und Saarland
Knappschaft Regionaldirektion Saarbrücken
IKK Südwest
LKK für das Saarland
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek), vertreten durch die Landesvertretung Saarland
Kassenärztliche Vereinigung Saarland
Anlage zu KVS-Aktuell