Kleine Statur - erhöhtes Infarktrisiko
TAMPERE (ob). Menschen von kleiner Statur haben ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Koronarerkrankung als ihre sie an Körpergröße überragenden Mitmenschen, so das Ergebnis der bislang umfangreichsten Studienübersicht zu diesem Thema.
Seit im Jahr 1951 erstmals über eine inverse Beziehung zwischen Körpergröße und Heranfarktrisiko berichtet wurde, ist dieser Zusammenhang in rund 1900 Literaturveröffentlichungen thematisiert worden.
Nicht in allen Studien ist allerdings eine entsprechende Assoziation von Körpergröße und Koronarerkrankungen bestätigt worden. Unterschiede zwischen Studien bei den untersuchten Populationen, bei der Definition der Endpunkte sowie den Kriterien für große und kleine Statur sind mögliche Gründe für die Inkonsistenz der Ergebnisse.
Für mehr Klarheit könnte eine systematische Analyse aller relevanten Studiendaten sorgen, die es bis dato aber nicht gab. Diese Lücke hat eine finnische Arbeitsgruppe um Dr. Tuula A. Paajanen aus Tampere jetzt geschlossen. Das Forscherteam hat nach einer akribischen Literatursuche insgesamt 52 Studien ausgemacht, die brauchbare Daten zum möglichen Zusammenhang zwischen Körperstatur und Koronarrisiko lieferten (European Heart Journal online). Die Gesamtanalyse stützt sich auf Follow-up-Daten von mehr als drei Millionen Personen.
Als klein und groß wurden in dieser Metaanalyse Menschen eingestuft, deren Körpergröße im Schnitt unter 160,5 cm beziehungsweise über 173,9 cm lag (Männer: unter 165,4 cm versus über 177,5 cm; Frauen: unter 153 cm versus über 166,4 cm).
Das Ergebnis der Analyse ist eindeutig: Die Wahrscheinlichkeit für kardiovaskuläre Erkrankungen war bei kleinen Menschen rund 50 Prozent höher als bei Menschen von großer Statur. Das gilt für Männer ebenso wie für Frauen. Die Gesumtsterberate war dabei relativ um 37 Prozent erhöht, die kardiovaskuläre Mortalitätsrate um 55 Prozent und die Herzinrarktrale um 52 Prozent.
Die Gründe für diese Assoziation liegen noch im Dunkeln. Eine von den Autoren angeführte Hypothese lautet, dass kleinere Menschen auch kleinere Koronararterien haben. Das könnte dazu führen, dass bei ihnen Koronarstenosen und -verschlüsse früher im Leben klinisch manifest werden.