Op-Wunden heilen ohne Verband genauso gut
NOTTINGHAM (rb). Ob man eine Op-Wunde nach dem Verschluss mit einem Verband versorgt oder nicht, spielt für das Infektionsrisiko offenbar keine Rolle. Das wollen britische und australische Chirurgen im Zuge einer Metaanalyse herausgefunden haben (Br J Surg2012; 99:1185-1194).
Die Forscher haben sich 16 randomisierte und kontrollierte Studien zu dem Thema angesehen, an denen 2594 chirurgische Patienten beteiligt waren. Operationen aller Kontaminationsgrade waren vertreten, von Eingriffen ohne Eröffnung des Brust-, Bauch oder ßeckenraums bis hin zur Deckung von Eingeweideperforationen. Die Infektionsraten variierten in den einzelnen Kategorien zwischen 5 und 30 Prozent.
Die Verbände reichten vom Gazeverband über Materialien wie Alginat, Polymeren und Hydrokolloiden bis zu antimikrobiellen und Matrix-autlagen. Ermittelt wurde aber nicht nur die Rate an Infektionen, die sich unter den einzelnen Verbänden entwickelten. Vielmehr ging es auch darum zu erfahren, was passierte, wenn gar kein Verband angelegt wurde. Bei allen Wunden war eine Primärheilung intendiert. Es fanden sich keine Belege dafür, dass irgendein Wundverband einer anderen Methode in puncto Infektionsabwehr überlegen
wäre.
An der Luft belassene Wunden waren nicht öfter infiziert als jene, die unter Abdeckungen aller Art heilten. Schmerzen, Vernarbung, Akzeptanz bei den Patienten: Bei keinem dieser Parameter gab es statistisch auffällige Differenzen. "Das Verbinden chirurgischer Wunden lässt sich nicht mit einer Senkung der Wundinfektionsraten begründen" so die Forscher. Die Entscheidung für oder gegen bestimmte Auflagen müsse von anderen Faktoren abhängen, etwa von der Fälligkeit, Exsudat zu absorbieren, oder den Kosten.