Wenn Hämorrhoiden Ärger machen - Therapie nach Stadium
BOCHUM - Hämorrhoiden sollten nur behandelt werden, wenn sie Beschwerden verursachen. Ambulant ist das mittels Sklerosierung oder Gummibandligatur möglich. Letztere bietet auch langfristig gute Ergebnisse.
Hämorrhoiden sind arteriovenöse Gefäßkissen und eine wichtige Komponente des Kontinenzorgans, schreibt Dr. Jörg Willert, Abteilung für Gastroenterologie der Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinik Bergmannsheil, Bochum, in der "Internistischen Praxis". Diese Gefäßkissen werden durch Arterien gespeist und durch Venen, die durch den M. sphincter ani internus verlaufen, drainiert.
Proktologika nur für ein bis zwei Wochen.
Die unwillkürliche Dauerkontraktion des externen Sphinkters drosselt den venösen Abfluss und lässt die Hämorrhoiden anschwellen, was wichtig für die Kontinenz ist. Bei der ! Defäkation erschlafft der Schließmuskel und das Blut fließt aus den Gefäßkissen ab. Durch veränderte Stuhlkonsistenz oder Störungen an Muskeln, Nerven oder Bindegewebe kann es zu Hyperplasie und Prolaps der Gefäßpolster kommen.
Das Hämorrhoidalleiden wird in vier Stadien eingeteilt:
â–º Grad 1: Proktoskopisch sichtbare Schwellung
â–º Grad 2: Beim Pressen prolabie-rend, spontane Retraktion
â–º Grad 3: Beim Pressen prolabie-rend, manuell reponierbar
â–º Grad 4: Fixierter, nicht reponi-bler Prolaps
â–º Grad 4 (Sonderform): Schmerzhafter, inkarzerierter, thrombosierter Knoten.
Eine Behandlungsindikation ist dann gegeben, wenn Hyperplasie oder Prolaps der Hämorrhoiden zu Beschwerden führt. Manche Patienten zeigen zwar einen fortgeschrittenen Befund, sind aber subjektiv beschwerdefrei. "Grundsätzlich gilt: kein Leidensdruck - keine Therapie", betont Dr. Willert.
Bei Hämorrhoidenbeschwerden wird man zunächst eine symptomatische Basistherapie mit Proktologika versuchen, wobei strenge Evidenz hierzu allerdings fehlt. Zum Einsatz kommen Lokalanästhetika, Adstringenzien und Antiphlogistika (z.B. Kortikosteroide). Die optimale Applikationsform ist der Analtampon. Um das Allergie-Risiko möglichst gering zu halten, sollten Proktologika nur etwa ein bis zwei Wochen lang verabreicht werden. Eine Stuhl
regulierung, z.B. mit ballaststoffreicher Ernährung, ausreichender Trinkmenge und Bewegung, scheint besonders bei obstipierten Patienten sinnvoll.
Langfristiger Erfolg mit Gummiband
Patienten mit Hämorrhoiden im Stadium 1 profitieren auch von einer Sklerosierungstherapie. Dazu wird im Rahmen einer Proktoskopie Polidocanol entweder direkt in den Hämorrhoidalknoten oder etwas proximal davon gespritzt. Die dadurch ausgelöste abakterielle Entzündung führt zu einer narbigen Schrumpfung und Fixation des Hämorrhoidenknotens. Meist sind zwei bis drei Verödungssitzungen in zwei-bis vierwöchigem Abstand erforderlich. Die Erfolgsraten sind mit 80 bis 90 % kurzfristig hoch, aber oft hält der Erfolg nur ein paar Monate an.
Langfristig gute Erfolge bei Hämorrhoiden im Stadium 1-3 verspricht die Gummibandligatur. Dabei wird der zu behandelnde Hämorrhoidalknoten mit einer Zange oder einem Sauger in einen Ligator befördert und mit einem Gummiband abgebunden. Der strangulierte Knoten nekrotisiert und fällt nach ein bis zwei Wochen ab. Zurück bleibt eine Narbe. Sowohl Sklerosierung als auch Gummibandligatur können ambulant durchgeführt werden. Manchmal ist eine Kombination beider Verfahren sinnvoll.